Konsumkritik in der Schule

Konsumkritik als Exkursion und Wandertag

Kritik an unserem Konsumverhalten ist mittlerweile in allen Medien und aller Munde. Sollte man dieses Thema auch in der Schule behandeln? Und wenn ja: wie?

 

Wir sehen Menschen, die sich in Massen durch Türen drängen, die einander schubsen und schlagen. Schreie sind zu hören. Aufgeregte, ja panische Atmosphäre herrscht. Hier ist nicht etwa von Bürgerkrieg die Rede. Die Youtube-Videos zeigen Geschäfte am letzten „Black Friday“. Schwarzer Freitag, so wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Viele Läden locken mit Sonderangeboten und Rabatten. Deshalb warten Menschen schon nachts in langen Schlangen vor den Geschäften. Sobald diese in den frühen Morgenstunden ihre Türen öffnen, beginnt der Kampf.

Käufer, die nicht etwa Hunger leiden müssen, schlagen sich auf der Jagd nach Schnäppchen gegenseitig die Köpfe ein. Das mag ein extremes Beispiel sein und doch ist es stellvertretend dafür, wie sehr wir uns in der Gesellschaft über den Konsum definieren. Vor allem aber zeigt es, was wir bereit sind, für die Befriedigung unserer vermeintlichen Bedürfnisse zu tun. Da werden Ellenbogen ausgefahren und andere niedergetrampelt, weil der Käufer nicht mehr seine Mitmenschen, sondern nur noch das Sonderangebot sieht. Es zeigt deutlich, wie egal es ihm ist, wer unter der Befriedigung seines Konsumbedürfnisses zu leiden hat.

Der Einfluss von Werbung

Nun kann man ihm nicht allein die Schuld daran geben. Er lebt in einem Wirtschaftssystem, das darauf abzielt, die Gesellschaft zum Konsum zu überreden. Durch clevere Werbe- und Marketingstrategien werden Bedürfnisse geweckt, die es sonst gar nicht gäbe. Andere werden überbetont und herausgekitzelt. Selbst, wenn wir in der Werbepause wegschalten oder gar den Fernseher aus dem Fenster werfen, können wir der Werbung nicht entkommen. Sie ist auch im Kino, auf Schildern, Autos, in Radio und Zeitung, natürlich im Internet, auf Toilettentüren – kurz: fast überall präsent. Das Schlimme daran: Selbst, wenn uns der Einfluss der Werbung bewusst ist, können wir uns ihm nicht entziehen.

Kinder wissen oft noch gar nicht, was die Werbung mit ihnen macht und machen soll. Sie sind noch leichter beeinflussbar als wir Erwachsene. Außerdem stehen gerade Schüler und Schülerinnen unter dem Druck der Gleichaltrigen. Wer erinnert sich nicht an die schiefen Blicke, wenn Hose oder Federmäppchen nicht von der gerade angesagten Marke waren. Und ja: Kinder können gemein sein. Hier gilt es, Verständnis zu zeigen und Bewusstsein zu schaffen – und das am besten ohne den erhobenen Zeigefinger. Ein gutes Vorbild zu sein als jemand, der ist, was er ist. Und nicht, was er hat. Letzten Endes sollen die Jugendlichen ja nicht missioniert werden. Deshalb reicht es oft schon, die richtigen Fragen zu stellen und aufzuklären.

Die Frage nach dem Ursprung

Die Rücksichtslosigkeit, die beim Black Friday offensichtlich ist, kann in unseren alltäglichen Konsumgütern gut versteckt sein: Die Frage des Ursprungs spielt dabei eine große Rolle. Wo kommt eigentlich die Schokolade her? Welche Materialien sind eigentlich in deinem Handy verbaut? Wer muss dafür arbeiten? Und unter welchen Bedingungen? Wie kommen die Erdbeeren im Winter in den Supermarkt? Material zu diesen Fragen und gibt es bereits mehr als genug. Das Thema kann nicht nur die Basis für interessante Diskussionen bieten, sondern auch helfen, wirtschaftliche Zusammenhänge zu zeigen.

Um konsumkritische Fragestellungen von der Schulbank weg in die richtige Welt zu holen, wo die Schüler und Schülerinnen es selbst erfahren können, bieten Organisationen mittlerweile bundesweit Stadtrundgänge an. Dabei spielt meist nicht nur die Konsumkritik als solche, sondern vor allem die globale Vernetzung eine Rolle. Schließlich leben wir alle ein globales Leben – jeden Tag. Das fängt bei den grenzenlosen Möglichkeiten des Internets an und zieht sich hin über die vielen Produkte, die wir täglich brauchen. Es betrifft aber auch die Kultur, den Umgang miteinander und nicht zuletzt die Umwelt.

Positive Ansätze zeigen

So heißt es auf der Website des konsumkritischen Stadtrundgangs Köln „Kölle Global“ etwa:
„Unser Konsumverhalten bestimmt das Gesicht der Globalisierung mit. Wie wir alle zu einem menschlicheren Gesicht und einer gerechteren Globalisierung beitragen können, das wollen wir auf unserem Rundgang mit Euch diskutieren. Wir wollen aktiv werden, anstatt hinzunehmen – genauer hinschauen, anstatt uns blenden zu lassen. Wir laden Euch alle herzlich ein, mit uns mitzugehen und eine neue Perspektive auf Köln und die Welt zu bekommen.“

Die eigene Meinung bilden

Bei diesen Rundgängen steht auch der nachhaltige Konsum im Fokus. Die Stadtrundgänge zeigen, wie unser Einkaufsverhalten mit ökologischen und sozialen Problemen in anderen Regionen der Welt zusammenhängt und, wie wir durch bewussten Konsum Einfluss nehmen können.
Es geht dabei nicht bloß um Kritik, sondern vor allem positive Ansätze sollen gezeigt werden. Ein fairer und nachhaltiger Konsum ist nämlich durchaus möglich.

Mit entsprechenden Materialien, einer Exkursion und ein wenig Engagement kann es gelingen, den Schülern und Schülerinnen neue Perspektiven aufzuzeigen und sie zum kritischen Hinterfragen anzuregen. Denn nur durch einen Einblick in verschiedene Sichtweisen können die Heranwachsenden ihre eigene Meinung bilden. Und wer weiß, vielleicht weckt ein Stadtrundgang ja auch das Interesse der Schüler und Schülerinnen, sich in einer Arbeitsgemeinschaft oder einem Schulprojekt zu organisieren.

 


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